Arif Tasdelen vor Ort

18. Mai 2022

Der Nürnberger Landtagsabgeordnete und Generalsekretär der BayernSPD Arif Tasdelen hatte die Einladung der SPD Feucht angenommen, sich an Ort und Stelle einen Eindruck über die Argumente gegen ein ICE-Werk der DB im Wald auf der ehemaligen Muna bzw. am Jägersee ein ICE-Werk zu verschaffen.

Arif Tasdelen vor Ort
Von links: Barbara Dorfner, Herbert Fahrnbauer, Sebastian Haas, Ernst Klier, Hans Dorfner, Inge Jabs, Arif Tasdelen, Fritz Zeller (Foto Hannes Schönfelder)

Das gewichtigste Argument der Gegner ist der Eingriff in den Bannwald. Sebastian Haas, Biologe und aktiv im Bund Naturschutz legte überzeugend dar, dass der Verlust von 30 bis 45 Hektar Wald die Funktion des Bannwaldes für den lokalen Klimaschutz, von dem besonders Nürnberg den Nutzen hat, und als Lebensraum für viele auf der Roten Liste“ stehende Arten entscheidend entwerten würde. Dazu gehören die Gelbbauchunke, die Kreuzotter und mehrere Vogelarten, weshalb der Wald als Vogelschutzgebiet besonders ausgewiesen ist. Von großer Bedeutung ist auch das Vorkommen mehrerer gefährdeter Fledermausarten, für die das Gebiet wegen der zahlreichen Totholzbäume und der Wasserflächen ein idealer Lebensraum ist. Für sie wäre die durchgängige Beleuchtung eines ICE-Werkes eine spürbare Bedrohung.

Die Begehung machte augenscheinlich, dass es sich bei dem von der Planung der DB betroffen Wald nicht – wie so oft behauptet – um einen „Steckerlaswald“ handelt. Vielmehr ist besonders auf der ehemaligen Muna ein über 70 Jahre in Ruhe gelassenes Stück vielfältiger Natur entstanden, dessen Verlust durch Neupflanzungen an anderer Stelle nach Ansicht der Kritiker nicht ausgeglichen werden kann.

Selbstverständlich kam bei der Begehung auch das von Herbert Fahrnbauer sachkundig erläuterte Altlastenthema zur Sprache. Das ist einmal der berühmt-berüchtigte, besonders eingezäunte „Sarkophag“, der zwischen 2006 und 2009 auf einer Fläche von 6 Hektar entstanden ist, um die Gefahren zu beseitigen, die von etwa 31 Tonnen Giftgas ausgehen können. Der „vollständigen Einkapselung“ des Giftes gab man seinerzeit den Vorzug. Andere Lösungen wurden wegen der Kosten und etwaiger Risiken für die Arbeitskräfte verneint. Die Unsicherheit darüber, wie sich die mit dem Zugverkehr verbundenen Erschütterungen auf die Sicherheit der „Entsorgung“ durch diesen Sarkophag auswirken würden, steht der Verwirklichung des geplanten ICE-Werkes nach Ansicht seiner Gegner entgegen. Für das ICE-Werk auf der Muna wird der Bevölkerung gerne die Beseitigung der Munitionsreste verheißen, die auf der ehemaligen Muna vermutet werden. Bemerkenswert ist, dass deren Entsorgung immer dann zur Sprache kommt, wenn das Gelände für irgendein Bauvorhaben herangezogen werden soll. Haben sich solche Gedanken zerschlagen, redet niemand mehr von der Notwendigkeit der Entsorgung.

Die Informationstour endete in der Waldsiedlung Weißensee. Die dort wohnenden gut 70 Personen verschiedener Generationen, die ihre Genossenschaft vor 20 Jahren mit viel Energie und Einsatz gegründet und ihre Mehrfamilienhäuser in einen hervorragenden Zustand gebracht haben, wären von dem Vorhaben der DB unmittelbar und massiv betroffen. Sie, die unter dem Lärm und der Lichtverschmutzung am meisten leiden müssten, waren zunächst bei den Planern überhaupt nicht auf dem Schirm. Ein Zeichen für deren Ignoranz.

Inge Jabs vom Vorstand der Genossenschaft und Barbara Dorfner von der Röthenbacher Bürgerinitiative „Reichswald bleibt Reichswald“ e.V. legten Arif Tasdelen noch einmal eindrucksvoll alle Argumente gegen ein ICE-Werk im Reichswald ans Herz. Tasdelen würdigte den Einsatz der Bürgerinnen und Bürger, die ihrerseits alle Argumente transparent kommunizieren. „Für eine endgültige Entscheidung ist ein offener und transparenter Prozess von beiden Seiten unerlässlich“ so Tasdelen und versprach das weitere Verfahren aufmerksam zu verfolgen.

Alle Beteiligten begrüßten es, dass der Markt Feucht zu einer Informationsveranstaltung in der Reichswaldhalle am 18. Mai ab 19:00 Uhr über das inzwischen eröffnete Raumordnungsverfahren einlädt. Es ist zu wünschen, dass möglichst Viele kommen, sich informieren, und von ihrem Recht Gebrauch machen, mit schriftlichen Einwendungen das Vorhaben der DB abzulehnen.

Hannes Schönfelder

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