Arzneimittel im Alltag

Joachim Pricken

25. März 2019

„Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ ist ein bekannter Satz in der Werbung für Arzneimittel, dem bei der Veranstaltung der AG 60 plus des SPD Ortsvereins nachgegangen werden soll, erklärte Rosemarie Silber in ihrer Begrüßung. Sie stellte Joachim Pricken, den Inhaber der Zeidler-Apotheke als kompetenten Vortragenden vor Ort.

Zu Beginn erläuterte Joachim Pricken, dass zur Sicherheit der Medikamente alle Apotheken verpflichtet sind, Medikamente stichprobenartig auf Auffälligkeiten zu prüfen und dies zu dokumentieren. Dadurch werden in Deutschland in Summe pro Monat Millionen von Medikamenten geprüft. Auch bei ihm seien schon Auffälligkeiten entdeckt worden, berichtete er. Sicherheit ist aber auch ein Thema zuhause: eine wohlgeordnete Hausapotheke hilft dabei. Bei Zugriff auf ein Medikament gilt: „Licht an und Brille auf“ um Verwechslungen zu vermeiden. Dazu konnte er von einer lustigen und ungefährlichen Verwechslung berichten: eine Patientin hatte statt einer Schmerzsalbe eine Bräunungscreme verwendet. Die Schmerzen verschwanden zwar, sie wunderte sich aber über ihr braunes Knie.

Joachim Pricken: Arzneimittel im Alltag
Joachim Pricken: Arzneimittel im Alltag

Viele Medikamente muss man zu unterschiedlichen Zeiten einnehmen: „Vor dem Essen“ heißt etwa 30 Minuten, besser eine Stunde vorher; „Zum Essen“ heißt, dass eben zum Essen oder gleich danach und „Nach dem Essen“ am besten circa zwei Stunden danach.

Wenn jemand regelmäßig und zu verschiedenen Tageszeiten bestimmte Medikamente einnehmen muss, ist ein Medikamentenplan hilfreich für ihn selbst und für einen Notarzt oder Rettungssanitäter. Ein Medikamentenplan ist wie ein Stundenplan, er zeigt für jedes Medikament an, zu welchen Zeiten es genommen werden soll.

Auch bei den Darreichungsformen ist einiges zu beachten. Bei Säften hat die Dosierung immer mit dem beiliegenden Dosierlöffel oder -kappe zu erfolgen, ein Kaffee- oder Esslöffel sind kein verlässliches Maß, betonte er.

Tropfen zur Einnahme können oft in Wasser oder auch Saft getropft werden, dann jedoch immer unmittelbar vor der Einnahme. Ohren- und Augentropfen sollten auf Körpertemperatur angewärmt werden zum Beispiel in der Hand oder in der Hosentasche. Viele Patienten haben Schwierigkeiten, Augentropfen richtig zu platzieren. Es ist kein Problem, wenn sie dies notfalls mehrfach zu versuchen, da das Auge sowieso nur einen einzigen Tropfen behält, alles andere fließt wieder ab.

Zu einem Problem können Nasensprays werden, die zum Abschwellen der Nasenschleimhäute verwendet werden - sie dürfen nur maximal eine Woche lang benutzt werden. Sie sind gegen Heuschnupfen daher nicht geeignet, dafür gibt es separate Mittel.

Salben werden normalerweise dünn aufgetragen insbesondere bei cortisonhaltigen Präparaten. Scheint die Wirkung trotzdem zu gering, sollte man diese wirkstoffhaltigen Salben nicht zusätzlich verwenden, sondern mit einer wirkstofffreien Salbe den Wirkstoff wieder aktivieren.

Wärmepflaster wie zum Beispiel ABC-Pflaster beruhen auf Substanzen, die die Haut reizen, dadurch die Durchblutung fördern und ein Wärmegefühl erzeugen. Dabei wird manchmal die Wirkung als zu stark und schmerzhaft empfunden. In diesem Fall ist es nicht sinnvoll die Salbe mit Wasser abzuwaschen, besser ist es sie mit Öl abzuwischen. Andere Wärmepflaster wie zum Beispiel Thermacare verwende eine andere Methode, sie erzeugen wirklich Wärme durch eine chemische Reaktion im Pflaster.

Joachim Pricken erklärte auch, warum einige Medikamente in geringer Dosierung ohne Rezept zu erhalten in stärkerer Dosierung aber rezeptpflichtig seien. Wer eine hohe Dosierung benötige, sollte einen Arzt konsultieren, um sein Problem abzuklären, ist seine Begründung.

Nicht mehr benötigte oder abgelaufene Medikamente können über die Restmülltonne entsorgt werden, da bei der Verbrennung des Mülls die Wirkstoffe vernichtet werden. Keinesfalls sollen sie Toilette oder Waschbecken ins Abwasser gelangen.

So genannte wirkstoffgleiche Medikamente wirken in der Regel wirklich gleich und dies ist nachgewiesen. Nur bei Arzneien, die extrem geringe Dosierungen aufweisen wie zum Beispiel Schilddrüsenmedikamente ist dies oft nicht der Fall, weswegen man dort bei einem Hersteller bleiben soll

Unterschiedliche Medikamente können untereinander Probleme verursachen. Wenn eine Kundenkarte der Apotheke verwendet wird, kann der Apotheker auf eventuelle Unverträglichkeiten aufmerksam machen.

Der Arzneimittelmarkt ist mittlerweile ein Weltmarkt. Früher war Deutschland „die Apotheke der Welt“, heute werden manche Wirkstoffe nur noch an wenigen Orten oft im Indien oder China hergestellt. Fällt dann ein Hersteller aus, kann es, wie schon geschehen, zu plötzlichen Engpässen kommen.

Bei Versand- oder Internetapotheken kann natürlich keine persönliche Beratung erfolgen. Dort praktizierte Gewährung von Rabatten sei rechtlich noch nicht geklärt, merkte Joachim Pricken an. Im europäischen Vergleich sind die Preise für ein und dasselbe Medikament oft sehr unterschiedlich. Das führt zu Reimporten. Reimporte sind Medikamente, die zum Beispiel aus Spanien zurück transportiert, mit deutschem Beitragzettel versehen werden und dann trotzdem billiger sind als die für Deutschland produzierten.

Dieter Christian bedankte sich bei Joachim Pricken für die sehr informativen Ausführungen mit einer besonderen „Droge“ - einer Flasche Rotwein aus unserer Partnergemeinde Leutschach an der Weinstraße.

Lothar Trapp

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