Der vielen bekannte Arbeitsdiakon Kurt Reinelt betreut im Landkreis über 100 Betriebe und berät als Sachverständiger für soziale Fragen die jeweiligen Betriebsräte. An zahlreichen Beispielen erläuterte er die Ursachen für eine spätere Altersarmut im Rentenalter. Nach wie vor hat das Einkommen während des Erwerbslebens den entscheidenden Einfluss auf die spätere Rente.
Die Betriebe nutzen leider die gesetzlich erlaubten Möglichkeiten, um gute Leistung für möglichst wenig Geld zu erhalten. Befristete Arbeitsverhältnisse, Leiharbeit, Dauerpraktikanten, oft mit abgeschlossener Ausbildung, und Werkverträge führen immer zu sehr niedrigen Einkommen. Eine weitere Gefahr für die Altersversorgung von Frauen wird in der Babypause gesehen. Erfolgreiche und oft hoch qualifizierte Frauen erleiden einen deutlichen Knick in der Karriereleiter, wenn sie nach der Babypause wieder in das Berufsleben einsteigen.
All diese für die Arbeitnehmer üblen Regelungen wurden von unseren Regierungen beschlossen. Um etwas zu ändern, müsste demnach dort der Hebel angesetzt werden. Dazu bräuchte es klare Absichten und eine Mehrheit, um dieser für unsere Gesellschaft schädlichen Entwicklung entgegenzuwirken. Nun ist es aber leider so, dass die Betroffenen oft nicht mehr zur Wahl gehen. Demgegenüber ist die Wahlbeteiligung bei Bürgern im Rentenalter hoch, aber die wählen bekannterweise konservativ. Wie können wir da eine Besserung erwarten?
Unsere Bundeskanzlerin sagt gerne: „Gut ist, was Arbeit schafft.“ Besser wäre es zu sagen: „Gut ist, was gute Arbeit schafft.“ Die derzeit hoch gelobte, geringe Arbeitslosigkeit täuscht darüber hinweg, dass sehr viele Arbeitnehmer von ihrer Arbeit nicht leben können und damit keine Aussicht auf eine ausreichende Altersversorgung haben.
Peter Liebig