Ende gut, alles gut? Leider Nein!

30. Mai 2012

Bebauung am Reichswald städtebaulich unverträglich

Ende gut, alles gut - diesen Eindruck wollen Investor und die Mehrheit im Marktgemeinderat vermitteln, wenn es um die geplante Bebauung auf dem ehemaligen Fella-Gelände geht. „ParkSide“ hat der Investor das Gebiet getauft, große Werbetafeln aufgestellt und mit der Vermarktung begonnen.

Erinnern wir uns: schon vor einigen Jahren wurde das Gelände dem Markt Feucht zum Kauf angeboten - ein „Schnäppchen“ sollte es sein. Die SPD war für den Kauf und hätte sich dort gut ein Einheimischenmodell vorstellen können. Aber Bürgermeister Rupprecht blieb untätig und die Chance war vertan.

Dann tauchte plötzlich ein Investor auf und wollte auf dem Gelände großflächig Wohnungen für junge Familien bauen. Anfangs sollte auch ein großer Supermarkt im Süden des Gebiets errichtet werden - laut Investor unverzichtbar. Aber ein Supermarkt außerhalb des Ortskerns, der die gerade fertige Umgestaltung des Ortskerns und die Bestrebungen dort einen attraktiven Supermarkt anzusiedeln ad absurdum geführt hätte. Ein Bürgerbegehren wandte sich gegen dieses Vorhaben, wurde von SPD, Grünen und AFG unterstützt, konnten in kürzester Zeit doppelt so viele Unterschriften sammeln wie eigentlich nötig gewesen wären, und das führte (zwangsweise) zum Umplanen von Investor und Mehrheit im Marktgemeinderat.

Auch wollte Investor, unterstützt von einer willfährigen Mehrheit um den Bürgermeister und die CSU, das Gebiet hin bis zum Tierheim bebauen. Das hätte den Bestand des Tierheims durch die sich annähernde Wohnbebauung massiv gefährdet, wie es andernorts bereits geschehen ist. Auch die Firma Fella wäre in ihren Erweiterungsmöglichkeiten und ihrem Bestand gefährdet worden. Erst Androhungen von Klagen, die voraussichtlich gute Erfolgsaussichten gehabt hätten, ließen den Investor und die konservative Mehrheit einlenken. Die Fella konnte einen Teil des Gebiets erwerben und wird so das Tierheim von der Wohnbebauung abschirmen. Weiterhin ist natürlich Lärmschutz hin zu Fella und Tierheim erforderlich.

Die gute Verkehrsanbindung des Gebiets hat eine Schattenseite: Der Verkehrslärm insbesondere des nächtlichen Güterverkehrs auf der Bahnlinie nach Regensburg. Auch das Sportgelände des TSV forderte seinen Tribut. Es musste Lärmschutz im Westen, Süden und Osten geplant werden. Eine geschlossene Riegelbebauung wird das Wohngebiet einschließen und soll den Lärm abhalten.

Zu erst gar nicht berücksichtigt wurde die Existenz der Firma Excella. Dort besteht ein eigener rechtskräftiger Bebauungsplan, der Bestand und Erweiterungspläne von Excella sichert. Auch hier mussten erst Gutachter und Anwälte von Excella eingeschaltet werden, um die Ansprüche gegenüber Investor und konservativer Mehrheit durchzusetzen. Die Riegelbebauung im Süden muss anwachsen und kann eine stolze Höhe von über 18 m erreichen. Das ist aus Sicht der SPD Fraktion städtebaulich nicht tragbar. Da die Regelbebauung auf der Böschung zur Nordentlastung entstehen soll, gewinnt sie somit zusätzlich Höhe gegenüber der Umgebung. Damit entsteht eine massive Wand, die die geplante Wohnbebauung einschließt.

Auch im Innenbereich zeigen sich viele Schwachpunkte. Natürlich war von Anfang an eine verdichtete Bauweise mit kleinen Grundstücken geplant, damit sich junge Familien diese Häuser leisten können. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden - nur wie es realisiert werden sollte und soll, erzeugt Kritik. Anfangs waren lange, gerade Wohnstraßen geplant, die zum gefährlichen Schnellfahren verführt hätten und die Gleichförmigkeit der Bebauung unterstrichen. Die aktuellen Planungen haben dies verbessert und auch zwei kleine Aufenthaltsbereiche geschaffen. Spielplätze für die Kleinkinder fehlen aber weiterhin, obwohl das Gebiet doch gerade für junge Familien mit kleinen Kindern gedacht sein soll.

Die SPD Fraktion schlug in den einzelnen Verfahrensschritten immer wieder Verbesserungen vor: Um Bestand und Erweiterungsmöglichkeiten von Excella, Fella und Tierheim zu sichern, einen Supermarkt am Ortsrand zu verhindern - da waren wir erfolgreich. Spielplätze im Wohnbereich zu schaffen und die Anordnung der Reihenhäuser im Innenbereich aufzulockern, wurde ebenso vorgeschlagen: Leider folgten die Verantwortlichen diesen Vorschlägen nicht, hätten sie doch die Wohnqualität verbessert. Mit der neuesten Planung hat sich die Enge und Gleichförmigkeit sogar noch verstärkt. Jetzt 21 Reihenhauszeilen weisen mehr als sechs aneinandergesetzte Häuser auf. Sie werden wohl in einer geraden Reihe ohne Versatz gebaut, wie es auch in Zirndorf im Pinderpark zu besichtigen ist (siehe Bildergalerie unten). Dadurch entstehen bis zu 80 m lange gleichförmige Häuserzeilen. Dies entspricht nun wahrlich keiner modernen Stadtarchitektur, sondern dient allenfalls dazu, den Profit des Investors auf Kosten der Qualität des Wohnumfelds zu steigern.

Offizielle Einwendungen der SPD-Fraktion zum BP 48 Am Reichswald

So wie es jetzt aussieht, werden die Planungen umgesetzt. Es wird dort ein neuer Ortsteil von Feucht entstehen, der vom Ortskern durch die Riegelbebauung nicht nur optisch getrennt ist. Die Chance, es besser zu machen, hat die Mehrheit im Gemeinderat verpasst, als sie die Vorschläge und Einwendungen der SPD-Fraktion immer wieder ablehnte.

Lothar Trapp

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