Flächennutzungsplan stellt Weichen

09. August 2018

Der neu zu erstellende Flächennutzungsplan (FNP) wird zurzeit in Feucht heftig diskutiert. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet, die die Neuausweisung von Wohnbauland praktisch vollständig verhindern will. Für die Feuchter Bürgerinnen und Bürger kann dies keine sinnvolle Lösung sein.

Die Diskussion über den Vorentwurf des Flächennutzungsplans wäre vermutlich erheblich sachlicher verlaufen, wenn die erste Information über die Aufstellung eines neuen FNP die Motivation, die Hintergründe und das Verfahren aufgezeigt hätte, wie dies erst auf der Veranstaltung am 16. Juli in der Reichswaldhalle geschehen ist. Dadurch, dass schon bei der ersten Präsentation in der Öffentlichkeit im letzten Herbst über ganz konkrete Vorschläge für die Neuausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten diskutiert wurde, wurde eine teils sehr emotionale und auch Interessen geleitete Gegnerschaft hervorgerufen. Feucht ist ein attraktiver Standort zum Wohnen: Komplett vorhandene und ausgebaute Kinderbetreuung, ein saniertes Ortszentrum, ein attraktiver Einzelhandel, sehr gute Verkehrsanbindung und ein wunderschönes Freibad in einem kompakten Ort, umgeben von Wald.

Die Bevölkerungsprognosen, die diese Attraktivität und auch die demographische Entwicklung berücksichtigen, sehen ein zusätzliches Bevölkerungspotenzial von etwa 1000 neuen Einwohnern. Diese Neubürger bräuchten Wohnraum. Von 120.000 bis 135.000 qm Wohnfläche je nach Prognose bedeutet rechnerisch einen Netto-Baulandbedarf von bis zu 41 ha. Dies würde aber nur gelten, wenn Feucht und Moosbach quasi unbegrenzt auch in der Fläche wachsen könnten - dem ist aber nicht so. Dieser Bedarf kann aber in keiner Weise gedeckt werden, weil Feucht und Moosbach in der Fläche nicht unbegrenzt wachsen können.

Feucht ist umgeben von Bannwald und das ist gut so - wir wollen Markt im Grünen bleiben. Im Hauptort sind die Grenzen nach außen weitestgehend erreicht. Flächen für eine neue Wohnbebauung sind im Hauptort nur am Joseph-Schlosser-Weg, an der Altdorfer Straße und beim Freibad denkbar, sinnvoll genutzt für sozialen Wohnungsbau. Durch Umwidmung eines Teils des Gewerbegebiets südlich der B8 an der Gsteinacher Straße könnten weitere Wohnbauflächen gewonnen werden. Nachverdichtung, d.h. die zusätzliche Bebauung bisher nur teilweise bebauter größerer Grundstücken, ist ein Potenzial, das genutzt werden kann, aber vorsichtig angegangen werden muss. Ungezügelte Nachverdichtung würde den Charakter der betroffenen Wohngebiete verändern.

Deshalb hat die SPD Fraktion in den letzten Haushaltsberatungen darauf gedrungen, dass im Haushaltsplan Mittel für Bebauungspläne im Hauptort bereit gestellt werden, damit in den Bereichen, die dafür in Frage kommen, eine Nachverdichtung durch Bebauungspläne verträglich gesteuert werden kann und nicht dem Zufall überlassen bleibt.

Das wurde zugesagt, die SPD Fraktion, wird dies weiter einfordern. Flächenmäßig liegt das Potenzial für neue Wohnflächen in Feucht selbst bei etwa 3,4 ha und das Nachverdichtungspotenzial in Feucht bei etwa 5,3 ha nach der Begründung zum FNP-Vorentwurf.

Die Neuausweisung von Wohnbauland im neuen Flächennutzungsplan konzentriert sich auf Moosbach. Am Kappenzipfel, das sind die Wiesen nördlich der Winkelhaider Straße und östlich der Bergstraße bis zum Waldrand, und am Birnthoner Weg sind es zusammen 4,3 Hektar. Ungenutztes Baurecht, unbebaute Flächen aus dem bestehenden Flächennutzungsplan sowie etwas Potenzial zur Nachverdichtung gibt es auch in Moosbach. Die damit gegebenen Möglichkeiten zur Bebauung sollten zunächst genutzt werden, bevor mit neuen Bebauungsplänen zu neues Baurecht auf bisherigen Wiesen begründet wird.

Wann Flächen in Moosbach erschlossen werden, hängt einerseits von den Grundstückseigentümern ab andererseits, ob der Markt Feucht einen Bebauungsplan für diese Gebiete erstellt und somit erst Baurecht schafft.

Moosbach ist - abgesehen von den Mehrfamilienhäusern in der Moosbacher Hauptstraße - geprägt durch Einfamilien- und Doppelhäuser. Keiner will den Charakter von Moosbach verändern.

Der Vergleich des in der Begründung zum Flächennutzungsplan prognostizierten Bevölkerungspotenzials und dem sich daraus ergebenden Flächenbedarf von bis zu 41 ha mit den neu vorgesehenen und sonst noch vorhandenen Flächen, weist eine sehr große Lücke auf, weil einfach nicht genügend Platz da ist.

Deshalb ist es entscheidend, wie neue Wohnflächen erschlossen und verteilt werden. Vorrang müssen Feuchter Bürgerinnen und Bürger haben, die im Ort bleiben und hier neu bauen wollen. Einheimischenmodelle sind dazu das Mittel der Wahl. Einheimischenmodelle setzen aber in der Praxis voraus, dass der Markt Feucht Eigentümer der Grundstücke wird, die im Rahmen eines solchen Einheimischenmodells den Feuchter Bürgerinnen und Bürger angeboten werden können.

Die SPD Fraktion hat deshalb beantragt, dass sich die Verwaltung und der Marktgemeinderat mit einem Baulandmodell befassen sollen, dass in Konsequenz nur dann neues Baurecht schafft, wenn der Markt Feucht Grundstückseigentümer wird. Die Vor- und Nachteile eines solchen Baulandmodells müssen gründlich diskutiert werden.

Lothar Trapp

Teilen