Glaube, Heimat, Familie und modernes Leben

03. September 2013

Lesung mit Christian Nürnberger

Die SPD Feucht hatte gemeinsam mit der Buchhandlung Kuhn zu einer Lesung mit Christian Nürnberger eingeladen. Die zahlreich erschienenen Interessierten mussten ihr Kommen nicht bereuen. Spannend und in einer Sprache, der zuzuhören Genuss bereitete, legte Christian Nürnberger dar, was ihm am jüdisch-christlichen Glauben wertvoll ist.

Er spannte einen Bogen von der Schöpfungsgeschichte über Abraham, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten und Jesus bis in die Gegenwart. Am Anfang steht für ihn – einen Anhänger des Theologen Rudolf Bultmann - die Erkenntnis, dass es im Kern des jüdisch-christlichen Glaubens nicht um Wunder geht, sondern um die Frage nach dem richtigen und guten Leben. Und zwar nicht im Jenseits, sondern hier und nicht in der Zukunft, sondern jetzt. Hier und jetzt soll das biblische Volk Gottes der Welt beispielhaft vorleben, wie man leben muss, damit das Leben aller Menschen, nicht nur einiger Privilegierter gelingt. Gott will, dass das Hauen und Stechen unter den Menschen endlich aufhört. Dazu verhelfen die 10 Gebote. Sie stehen für Christian Nürnberger für eine neue Sozialordnung, die alles umstürzt, was bis dahin galt. Die Herrschaft von Menschen über Menschen muss ein Ende haben. Gott soll über alle herrschen, nur er allein. Er allein soll verehrt werden, kein König, kein Priester. Alle sind gleich. Es darf keine Armen geben. Die Witwen und Waisen sollen nicht bedrückt werden. Gerechtigkeit soll herrschen. Trotzdem wurde das Ziel einer gerechten Sozialordnung nie erreicht. Als Jesus aussprach, dass Israel von der alten Utopie – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - so weit entfernt wie eh und je ist, musste er sterben. Er sagte den Menschen, was sie brauchen: Liebe, sehende Liebe, erkennende Liebe. „Ersauf den alten Adam in dir, der auf Macht und Herrschaft aus ist, jeden Tag aufs Neue.“

Um diesen Anspruch zu erfüllen, so führte Christian Nürnberger weiter aus, müsste der Mensch sich eingestehen: Die Welt ist, wie sie ist, weil ich so bin, wie ich bin. Erst dann, wenn man dieser Wahrheit ins Auge geblickt hat, kann sich die Welt verwandeln. Dann muss plötzlich keiner mehr fürchten, übervorteilt zu werden. Man muss nicht mehr an seinen eigenen Vorteil denken. Ein anderer Ton, ein anderer Umgang der Menschen miteinander, eine christliche Wirtschaft, die nicht auf Konkurrenz, Macht und Ausbeutung beruht, sondern auf Zusammenarbeit, wäre das Ergebnis. Die Staaten kämen ohne Atomkraftwerke aus, und auch von Kohle, Gas und Öl wären sie längst weg. Es gäbe nur Produkte zu kaufen, die umweltschonend produziert wurden, ohne Kinderarbeit, ohne Ausbeutung, zu fair gehandelten Preisen. Kindererziehung als Gemeinschaftsaufgabe verstanden.

Diese eher unbekannte Seite der Bibel und des jüdisch-christlichen Glaubens vermittelte Christian Nürnberger seinem Publikum, das ihm bis zum Schluss in konzentrierter Aufmerksamkeit folgte.

Volles Haus bei der Lesung

In der anschließenden regen Aussprache stimmte Christian Nürnberger der Aussage zu, dass Religionen in der Gefahr stehen und auch oft unterliegen, den Frieden zu gefährden, wenn sie sich mit einem Machtanspruch absolut setzen. Gefragt, ob bei seinem ernüchternden Blick auf die Entwicklung des Menschen Pessimismus den Optimismus überwiegt, räumte er ein, dass ihm beide Gefühle nicht fremd sind. Aufgefordert zu erklären, was ihn dazu bewegt, seine bisherige Rolle als kritischer Beobachter der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse aufzugeben und sich am 22. September um einen Sitz im Deutschen Bundestag zu bewerben, nannte er mehrere Gründe. Einer besteht darin, dass seine schon vor Jahren angestellten Beobachtungen und Analysen über den Weg der Wertegemeinschaft in eine Wertpapiergesellschaft in letzter Zeit zunehmend auf ein positives Echo gestoßen sind. Das ermutigt ihn zu versuchen, in der Politik aktiv Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen.

Inge Jabs, die Vorsitzende der SPD Feucht, die sich eingangs über den ausgesprochen erfreulichen Zuspruch freute, den die Lesung gefunden hatte, sprach abschließend die Hoffnung aus, dass Christian Nürnbergers Engagement von Erfolg gekrönt werde.

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