Große Kundgebung gegen ein ICE-Werk in Feucht

NEIN zum ICE-Werk in unserem Wald
Bündnis Kein ICW-Werk im Reichswald

20. September 2021

Solidarität über Gemeindegrenzen

Am 3. September ließ die DB aufhorchen. Entgegen allen vorherigen Erklärungen gab sie bekannt, dass sie nur noch mit drei Flächen in das Raumordnungsverfahren gehen werde. Zwei davon betreffen Feucht, nämlich die ehemalige Muna und das Gebiet zwischen den Muna und den Jägersee.

Sollte die DB damit gerechnet haben, dass damit der Widerstand gegen ein ICE-Werk im Reichswald abnehmen würde, hat sie sich getäuscht. Die Initiativen, die sich gegen die möglichen Standorte Ezelsdorf, Schwarzenbruck-Mimberg gewehrt haben, zeigten sich solidarisch und unterstützen zusammen mit der in Allersberg/Harrlach bestehenden und in Röthenbach St.Wolfgang entstandenen das in Feucht aktive Bündnis „Kein ICE-Werk im Reichswald“.

Diese Solidarität sorgte dafür, dass am Sonntag in der Waldsiedlung Weißensee in Feucht, die unmittelbar von zwei möglichen Standorten für das neue ICE-Werk betroffen wäre, mehrere Hundert Demonstranten zusammenkamen, um sich über das ICE-Werk auf den Flächen Muna und Jägersee und die davon ausgehenden Auswirkungen zu informieren.

Inge Jabs, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Waldsiedlung Weißensee, freute sich über die große Teilnahme und insbesondere über die sichtbar gewordene Solidarität.

Auch 1. Bürgermeister Jörg Kotzur begrüßte die Gemeindegrenzen überschreitende Ablehnung der Pläne. Er forderte den Vorrang von Mensch und Natur vor gewerblicher Nutzung und ermunterte alle, in ihrer Ablehnung der Pläne der DB nicht nachzulassen.

Sophie Wurm betonte als Vorsitzende der Ortsgruppe Feucht des Bund Naturschutz und stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberger Land die Wichtigkeit des Bündnisses „Kein ICE-Werk im Reichswald“, dem die meisten Parteien in Feucht, der Bund Naturschutz und der Landesbund Vogelschutz angehören. Sie stellte den Wert des Bannwaldes für Mensch, Natur und Klima und den Reichtum der Natur in den betroffenen Flächen in den Vordergrund.

Pfarrer Roland Thie von der Evang.-Luth. Kirchengemeinde knüpfte ausgehend vom biblischen Schöpfungstext in seiner Betrachtung daran an, wie aus den der Nutzung durch die Menschen entzogenen Grenzanlagen und dem Todesstreifen entlang der ehemaligen Grenze der DDR das artenreiche Naturschutzgebiet „Grünes Band“ entstanden ist. Nicht anders hat sich die ehemalige über 70 Jahre weitgehend vom Menschen unberührt gebliebene Muna entwickeln können. Diese Entwicklung erinnert daran, dass der Schöpfungsauftrag nicht allein darin besteht, die Erde zu bebauen, sondern auch die Schöpfung zu bewahren.

Andreas Sperling trat entschieden der immer wieder gehörten Aussage entgegen, der Wald auf der ehemaligen Muna sei nur „wertloser Steckerlaswald. Das Gegenteil ist richtig, zeigte er an zahlreichen Beispielen auf. In den vergangenen mehr als 70 Jahren ohne größere menschliche Eingriffe ist dort wertvolle Natur entstanden mit vielen Pflanzen und Tieren, die wegen ihrer Gefährdung auf der Roten Liste stehen. Darüber aus wirtschaftlichen Überlegungen achtlos hinwegzugehen, muss entschlossen widersprochen werden. Der Markt Feucht hat deshalb beantragt, das Gebiet Muna und südlich der Muna bis zu den Krugsweihern als Naturschutzgebiet auszuweisen. Der Wert des Waldes für Mensch und Natur muss endlich wegen seiner bedeutenden Funktionen in Euro und Cent bemessen werden. Dann würde man ihn nicht so leichtfertig als Reservefläche für wirtschaftliche Zwecke heranziehen.

Dr. Monika Maier-Peuschel von der BI in Burgthann schilderte engagiert, welche Belastungen auf die Anwohner eines ICE-Werks schon während des Baus und erst recht während des Betriebs zukommen würden: Verkehrs- und Betriebslärm, Lichtverschmutzung, hohes Abwasseraufkommen, weit über die eigentlichen Betriebsanlagen hinausgehende Bodenversiegelung mit der Gefahr von nachfolgenden Überschwemmungen und entfallender Klimaschutz durch die Waldrodung. Auch sie rief auf, im Widerstand nicht nachzulassen.

Herbert Farnbauer informierte über die Geschichte der Muna und welchen Aufwand und Auswirkungen eine Entmunitionierung der Muna hätte. Durch eine Entmunitionierung könnte zwar noch vorhandene Munition sowie Munitionsschrott beseitigt werden, dazu müsste aber der Wald gerodet und komplett zerstört werden - eine immense Umweltauswirkung, die höher sein würde als das weitere Auslaugen der Munitionsreste. Giftgas, das wahrscheinlich unter einem mit Millionen Aufwand 2009 fertig gestellten Sarkophag lagert, könnte nur unter großem Zeitaufwand von einer Spezialfirma verbunden mit einer großräumigen Evakuierung beseitigt werden.

Dr. Jürgen Amrhein von der BI in Allersberg / Harrlach versicherte, dass er und die BI sich gegen ein ICE-Werk an allen drei noch im Verfahren befindlichen möglichen Standorten gemeinsam wehren würden.

Begrüßt wurde die Aussage von Landrat Armin Kroder. Er sprach sich deutlich gegen ein ICE-Werk im Bannwald aus. Dem hohen gesetzlichen Schutz des Bannwalds müsse Rechnung getragen werden.

Die Kundgebung war ein klares Signal an die DB und die Politik: Ein ICE-Werk im Reichswald stößt auf geschlossenen Widerstand. Die Menschen erwarten, dass eine Verkehrswende nicht auf Kosten der Natur gehen darf. Die DB ist aufgefordert, das Gesetz zum Schutz des Bannwalds ernst zu nehmen.

Lothar Trapp / Hannes Schönfelder

... und viele Bilder der Veranstaltung

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