Nach einer coronabedingten Pause konnte in diesem Jahr am Tag des offenen Denkmals der Historische Spaziergang der SPD wieder durchgeführt werden. Die Zahl der Interessierten war zwar kleiner als sonst, aber die Aufmerksamkeit und Ausdauer der Teilnehmenden nicht geringer. In dreieinhalb Stunden erhielten die Interessierten nicht nur Informationen über die Bauwerke, die den Ortskern unserer Gemeinde prägen, sondern auch einen Einblick in die Feuchter Ortsgeschichte.
Am Beginn des Spaziergangs konnte Klaus-Dieter Wenzel aus erster Hand berichten, welcher Einsatz erforderlich war, um den im Jahr 1603 errichteten sog. Schlossbauernhof, ein Nachbargebäude des Pfinzingschlosses, der Nachwelt zu erhalten. Fachkundig und beeindruckend erläuterte er die dazu erforderlichen Schritte. Im Pfinzingschloss wurde das diesjährige Motto „Sein und Schein“ für den Tag des offenen Denkmals angesprochen. Mögen seine zwei Vorgängerbauten noch wehrhaft gedacht gewesen sein, das 1562 errichtete Schloss, wie wir es heute sehen, gab sich lediglich den Anschein der Wehrhaftigkeit, denn schließlich diente es nur noch als Sommersitz seiner wechselnden Eigentümer.
Die katholische Kirche Herz-Jesu lud zum Nachdenken über Veränderungen ein, die sich Bauwerke im Laufe der Zeit gefallen lassen müssen, wenn sich die Vorstellungen der jeweiligen Verantwortlichen ändern. Dieser Gesichtspunkt spielte auch im Zeidlerschloss eine Rolle, als die jüngste Sanierung und Renovierung ein Thema war. Im Rathaus wurde es als geglückt empfunden, dass der Innenhof des Rathauses vor Jahren ein Glasdach erhielt, so dass ein neuer Raum für besondere Veranstaltungen entstand.
Die evangelische Sankt-Jakobs-Kirche, die 1951 nach den schweren Bombenschäden vom August 1943 wiederaufgebaut wurde, zeigt ihren Reichtum erst auf den zweiten Blick bei der Beschäftigung mit den Details, wie dem 1952 von Alfons Abel gestalteten Fenster im Chorraum, dem Vortragekreuz von Reinhart Fuchs, der mittelalterlichen Ölberggruppe, der 2009 vom Feuchter Bildhauer Reinhard Eiber geschaffenen Jakobsstatue und nicht zuletzt in der Zusammenschau von Kruzifix im Altarraum und dem Auferstandenen des von Kurt Busch 1959 geschaffenen Wandbilds über den Bogen des Altarraums.
Wie wertvoll der Blick auf Details ist, wurde schon nach Verlassen der Herz-Jesu-Kirche deutlich, als Hannes Schönfelder auf das Mahnmal zum Gedenken an die katholischen Soldaten hinwies, die im ersten Weltkrieg ums Leben kamen. Nicht vielen ist es bekannt, obwohl es das in der Kunstgeschichte verbreitete Motiv des „Schweißtuch der Veronika“ wiedergibt. Am Ende des Spaziergangs sahen sich die Interessierten für ihre Ausdauer belohnt.