Mahnwache zum 9.11.

Mahnwache

19. November 2018

Der 9. November ist ein besonderer und zwiespältige Gedanken auslösender Tag in der jüngeren deutschen Geschichte. Den Anlässen zum Feiern mit der Ausrufung der ersten demokratischen Republik 1918 und dem Mauerfall 1989 steht die Pogromnacht des 9. November 1938 entgegen. Mit dieser Nacht begann die immer brutalere gewaltsame Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung bis zum europaweiten Massenmord an den jüdischen Menschen.

Daran zu erinnern, luden in Feucht die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde, die CSU, die FDP, die Grünen, die SPD und die UCS zu einer Mahnwache auf dem Sparkassenplatz ein. Die Gemeinderätin Ines Stelzer und Lisa Huber bildeten aus brennenden Kerzen einen Kreis mit dem Friedenssymbol, um die sich Menschen zum Gedenken gruppierten. Pfarrer Roland Thie beschrieb das Ausmaß der gewaltsamen und gesteuerten Aktion. In ganz Deutschland wurden Synagogen in Brand gesetzt, die Geschäfte und Wohnungen jüdischer Mitbürger zerstört, Menschen jüdischen Glaubens umgebracht und massenweise verhaftet.

Mahnwache

Manfred Dauphin (FDP), Alexander Hommel (CSU) und Gerd Steuer (UCS) schilderten die Entwicklung der antisemitischen Politik der Nationalsozialisten bis zum 9. November und gaben ein Beispiel für einen konkreten Befehl an lokale SA-Einheiten und deren Bericht über die Befehlsausführung wieder. Angelika Schanzer-Dautzenberg (Die Grünen) und Inge Jabs (SPD) ließen den früheren Nürnberger Kulturreferenten Hermann Glaser mit Erinnerungen an diese Nacht aus seinem Buch „Lebensspuren“ als Zeitzeugen zu Wort kommen. Zuletzt gab Hannes Schönfelder (Kirchengemeinde und SPD) wieder, wie der 1919 geborene Kulturjournalist Horst Krüger nachdenklich und kritisch die damalige Stimmung in Berlin beschrieb. Er hatte dort Glaubende, Begeisterte, Berauschte erlebt, so dass er 1966 zu dem Schluss kommt, „wenn einer im Jahr 1938 gegen Hitler die Hand zum tödlichen Schuss erhoben hätte, es hätte da keiner SS oder Gestapo bedurft, um ihn zu fassen. Das Volk hätte ihn als den Messiasmörder gerichtet.“

Mit Minuten des Schweigens der gut 70 Anwesenden endete die Mahnwache zum Gedenken an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren auf dem Sparkassenplatz.

Hannes Schönfelder

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