Roman Fertinger auf dem Roten Sofa

Roman Fertinger

21. November 2016

Polizeivizepräsident fordert mehr Respekt

Marktgemeinderat Ernst Klier konnte den mittelfränkischen Polizei Vizepräsidenten Roman Fertinger zum achten Roten Sofa willkommen heißen. Seinen persönlichen und fachlichen Hintergrund sollten die Bürgerinnen und Bürger kennen lernen. Ernst Klier konnte auch den neuen Bundestagskandidaten Alexander Horlamus sowie einige leitende Polizeibeamte aus der Region begrüßen.

Person und Werdegang

Die Marktgemeinderätin Ines Stelzer interviewte Roman Fertinger zu seinem persönlichen Werdegang und seiner Motivation Polizist zu werden. Nach einem erfolgreichen Eingangstest und seiner Ausbildung war er drei Jahre im Streifendienst in Nürnberg. Nach einem Studium für den höheren Dienst wurde er schließlich Inspektionsleiter in Fürth. Man sah ihm an, dass er stolz darauf ist, dass in dieser Zeit die Kriminalität in Fürth zurückgedrängt wurde und die Aufklärungsquote einen Spitzenplatz erreichte. Sein Führungsstil qualifizierte ihn für höhere Aufgaben: Respekt zu den Mitarbeiter, sie stark machen und Achtung denen erweisen, die für einen arbeiten, sind seine Grundsätze, die sich auch aus seiner Sicht auf seinen christlichen Glauben beruhen. „Der christliche Glaube sollte sich nicht auf das Privatleben beschränken“, ist sein Grundsatz. Er engagiert sich für die Hilfsorganisation Nehemiah Gateway, die sich für junge Menschen ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Weltanschauung oder Religion einsetzt. Mit der Politik ist er gut vernetzt.

2016-11 Rotes Sofa Fertinger
Auf dem Bild hinten von links: Alexander Horlamus,Hannes Schönfelder, Inge Jabs
Auf dem Bild vorne von links: Ines Stelzer, Roman Fertinger, Lisa Huber

Arbeit und Situation der Polizei

Im Gespräch mit Lisa Huber beklagte sich Roman Fertinger, dass der Respekt vor Polizisten abgenommen und die Gewaltbereitschaft ihnen gegenüber in den letzten Jahren zugenommen habe. Der Mord an dem Feuchter Kollegen durch einen „Reichsbürger“ in Georgensgmünd sei der negative Höhepunkt gewesen. Auch bei Fußballspielen nehmen Ausschreitungen zu, die dem eigene Verein schaden und nichts mit Sport zu tun haben. Polizeiliche Taktik und abschreckender sei es, wenn einige der Täter beweissicher festgestellt und verurteilt werden könnten, anstatt möglichst viele mit unsicherer Beweislage festzuhalten. In den Städten habe die Aufhebung der Sperrstunden die Situation verschärft, da durch ein Mehr von Alkohol und Drogen die Täter enthemmt werden. Bei an problematischen Orten durchgeführter Videoüberwachung ist er der Meinung, dass diese zwar kaum Straftaten verhindere, aber bei der Beweisführung helfen könne.
Auf die Frage nach der Radikalisierung von Rechtsextremen und Islamisten befürwortete er eine frühere und stärkere Überwachung der Kommunikation. Eine komplette Beschattung einer einzigen Person rund um die Uhr verlange den Einsatz von mehr als 30 Polizisten - dies ist in der Praxis nicht für viele zu leisten. Bei den Asylsuchenden und Flüchtlingen müssten diejenigen überwacht werden, die durch falsche oder unvollständige Angabe ihrer Herkunft machen. Auch die Abschiebung nach Verbüßung einer Straftat müsse konsequent umgesetzt werden.

Integration der PI Feucht in die PI Altdorf

Auf die Frage nach der in die Kritik geratene Zusammenlegung der Polizeiinspektionen Feucht und Altdorf beklagte er sich über die teils polemische Argumentation. Früher seien die Standorte für Polizeiinspektionen oft eher nach der Verfügbarkeit von Gebäuden anstatt nach polizeitaktischen Erfordernissen erfolgt. Auch kann eine Polizeiinspektion mit weniger als 60 Beamten nicht effizient arbeiten, dort ist der verwaltungsbedingte „Wasserkopf“ zu groß. Wichtig ist, dass nach einem Notruf eine Streife möglichst schnell vor Ort ist und dazu ist die Anzahl der einsetzbaren Streifenbeamten entscheidend. Er betonte nochmals, dass durch die Zusammenlegung der Inspektionen keine Stelle gestrichen wurde, sondern statt Verwaltungsstellen jetzt die Streifen verstärkt worden sind.

NSU und polizeiliche „Gewalt“

Angesprochen auf die Ermittlungen zum Nationalsozialistischen Untergrund wies der Polizeivizepräsident auf die Schwierigkeiten der Ermittlungsarbeit hin und bedauerte die Erfolglosigkeit. Als eine Abhilfemaßnahme wird künftig ein weiteres unabhängiges Ermittlerteam die Ergebnisse überprüfen, um „Betriebsblindheit“ auszuschalten. Mit Gewalt durch die Polizei selbst beschäftigte sich eine weitere Frage. „Unmittelbarer Zwang“ sei eine Vorgehensweise der Polizei, wenn es anders nicht geht. Würden in Einzelfällen Polizeibeamte bedauerlicher Weise unangemessen Gewalt anwenden, diese Vorfälle würden immer richterlich aufgearbeitet.

Wunsch an die Parteien

Auf die Frage, was er sich von der SPD wünsche, antwortete er, dass er sich von allen staatstragenden Parteien eine ideologiefreie Diskussion und ebensolche Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme wünsche.

Die Ortsvereinsvorsitzende Inge Jabs dankte Roman Fertinger für seine Offenheit und die Beantwortung auch kritischer Fragen und überreichte ihm wie den anderen Gästen der SPD Feucht eine Flasche Wein aus der Partnergemeinde Leutschach an der Weinstraße. Für die gewohnt gekonnte musikalische Begleitung des Abends bedankte sie sich bei Bernadette und Peter.

Lothar Trapp

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