Wald: Biotop oder Gewinnobjekt?

Reichswaldprogramm

26. Juni 2018

Unter diesem Titel hatte die AG 60 plus der SPD Feucht zum Waldspaziergang eingeladen. Die Verantwortlichen Dieter Christian und Klaus Rüffer sowie der zuständige Revierförster Andreas Böllet und der Forstanwärter Michael Mayer konnten viele Interessierte begrüßen.

Wald: Biotop oder Gewinnobjekt?

2005 wurden mit der Forstreform in Bayern viele Forstämter zusammengelegt und neue Reviere gebildet. Das Revier von Andreas Böllet umfasst etwa 2.000 Hektar und erstreckt sich nördlich der Nordentlastung entlang der A 9 in Richtung Fischbach bis über die Verbindungsstraße von Fischbach nach Ungelstetten und in Richtung Moosbach. Das Revier ist Teil des Reichswalds, der im 14. Jahrhundert als reiner künstlicher Wald aus schnell wachsenden Kiefern und Fichten begründet wurde. Heute in Zeiten des Klimawandels mit den höheren Temperaturen und längeren Trockenzeiten ist er sehr empfindlich gegenüber Schädlingen. Die wichtigste Aufgabe des Reichswaldprogramms aus den 80-iger Jahren ist deshalb der Umbau zu einem Mischwald mit Buchen, Eichen, auch Esskastanien sowie Erlen an feuchteren Standorten und einem geringeren Anteil an Nadelbäumen.

Am besichtigten Standort hinter dem TSV-Gelände und ParkSide war die Wirkung gut zu sehen: Viele junge, etwa 30-jährige Buchen, die von einigen wenigen alten Kiefern überragt wurden. Die Buchen stehen sehr eng, streben schnell zum Licht und haben deshalb im unteren Stammbereich kaum Äste, was den späteren Wert des Holzes erhöht, führte der Revierförster aus.

Wald: Biotop oder Gewinnobjekt?

Alle 10 Jahre werde die sogenannte „Forsteinrichtung“ durchgeführt, quasi eine Inventur des Waldes durch externe Fachleute. Darin wird festgestellt, wie viel Holz im Revier steht und nachwächst und auch festgelegt, wie viel davon pro Jahr einzuschlagen ist. Etwa 13.000 Festmeter pro Jahr müsse er pro Jahr aus seinem Revier liefern, dies entspricht rechnerisch 6 bis 7 Festmetern pro Hektar. Nachwachsen würden etwa 9 Festmeter pro Hektar. Wo, wie und wann ein Einschlag erfolgt, legt der Revierförster fest.

Im Winter wird die meiste Arbeit erledigt. Andreas Böllet verteidigte der Einsatz schwerer Maschinen, wie Harvester, und wies darauf hin, dass auch in der Landwirtschaft kein Bauer mehr mit der Sense seine Wiesen mähe.

Ein Thema waren auch die Rückegassen. Einige Teilnehmer vertraten die Ansicht, dass in der Umgebung Feuchts zu viel Holz zu „brutal“ einschlagen worden sei und die Rückegassen tiefe Wunden in den Wald gerissen hätten. Dem entgegnete Andreas Böllet, dass die Rückegassen notwendig seien, dass sie von Nutzen beim Fällen der Bäume seien und dass die gewünschten Abstände nicht immer eingehalten werden könnten, weil auch bereits bestehende ältere Rückegassen mit geringeren Abständen weiter genutzt würden. Er wies auch darauf hin, dass sich die Natur relativ schnell wieder erhole. Insofern entkräftete er die Kritik, dass der Naturschutz und der Erholungswert des Waldes würden dort zu stark leiden.

Gefragt, wie es denn um den Einsatz von Waldarbeitern stehe, erläuterte Andreas Böllet, dass es eigene Waldarbeiter im jeweiligen Revier nicht mehr gebe. Vielmehr würden sie zentral beschäftigt und dann je nach Bedarf der einzelnen Reviere abgerufen. Für den Holzeinschlag und Abtransport werden zertifizierte Fachfirmen meist aus der Region eingesetzt.

Insgesamt machte das Gespräch mit Andreas Böllet deutlich, dass im Forstrevier Feucht mit viel Engagement daran gearbeitet wird, die verschiedenen Funktionen des Waldes und den Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen. Der Vorsitzenden der SPD Feucht Inge Jabs war es deshalb eine Freude, Andreas Böllet mit einer Flasche Leutschacher Wein zu danken.

Lothar Trapp

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