„Die verkaufte Demokratie“ war Thema

Christian Nürnberger

02. November 2015

Der Autor Christian Nürnberger war auf Einladung der Buchhandlung Kuhn und der SPD Feucht in die Reichswaldhalle gekommen, um sein neuestes Buch "Die verkaufte Demokratie“ vorzustellen und darüber zu diskutieren.

Hannes Schönfelder konnte mit Christian Nürnberger einen guten Bekannten begrüßen. Im Rahmen des Wahlkampfs zur Bundestagswahl 2013 war er der lokale Kandidat der SPD, der insbesondere von Feucht stark unterstützt wurde, wie Christian Nürnberger anmerkte.

Er habe das Buch "Die verkaufte Demokratie" 2012 begonnen, musste es aber nach seinen Erfahrungen im Wahlkampf weit gehend umschreiben. Zu viel sei in den letzten Jahren passiert, betonte er. Ob der Traum seiner Kinder jemals wahr werde, einmal rund um das Mittelmeer nur durch Länder in Frieden reisen zu können, oder ob die EU und die Mittelmeerregion in Gewalt und Chaos auseinander falle, seien die extremen Alternativen vor denen wir heute und in Zukunft stehen.

In seinem Buch widmet er sich im ersten Teil dem Zustand und den Problemen der Regionen, und da könne man schon depressiv werden und das Buch beiseite legen, vermutete er. Aber im zweiten Teil berichtet er von Tatmenschen, die helfen können, die Probleme zu lösen. Als ein Beispiel führte er den Appell eines Elternpaares in Oldenburg an, auch Migrantenkinder zu Kindergeburtstagen einzuladen. Ein weiteres Beispiel sei die in Hannover angeregten Lese-Mentoren, die zusammen mit Migrantenkindern Lesestunden veranstalteten. Die positiven Effekte dieser Beispiele seien eine bessere Integration, gegenseitige Kennenlernen und damit weniger Probleme.

Die Kurzfrist-Denker in Wirtschaft und Parteien prangerte Christian Nürnberger an. Sie denken nur bis zum nächsten Quartalsbericht beziehungsweise zur Wiederwahl und lassen so langfristig Notwendiges und eventuell Aufwändiges und Anstrengendes liegen. Berufspolitiker, die nur ihre Wiederwahl betrieben, würde nur zu oft attraktivere Quereinsteiger blockieren, und damit Erfolge einer Partei behindern.

Auch zu dem Freihandelsabkommen TTIP äußerte er sich ablehnend und berichtete von der großen Demo in Berlin. Mit der Aussage „Wir brauchen keine Freihandelsabkommen mit noch mehr Globalisierung, sondern mehr regionales Wirtschaften“, trifft er die Meinung der Anwesenden. Und man kann froh sein und sich glücklich schätzen, dass es in Feucht noch einen Buchhändler gebe und er forderte auf, diesen zu nutzen und nicht bei der Datenkrake Amazon zu bestellen. In einer Buchhandlung kann man sich sein Buch sofort mitnehmen, aber auch dort oder zuhause online bestellen und erhält es am nächsten oder übernächsten Tag.

Die Rolle der Medien angefangen von Tageszeitungen bis hin zum Fernsehen und Internet spielen eine wichtige Rolle in der Demokratie. Unser Weltbild wird mehr durch die Medien beeinflusst wie durch das Selbsterlebte, ist seine These. Aber die Medien, die auf Verkaufszahlen oder Quoten angewiesen sind, stellen in der Regel nur das Negative dar: ein Flugzeugabsturz ist eine Meldung, die geglückte Landung von Tausenden von Flugzeugen ist normal und keine Meldung wert. Deshalb sei es wichtig, das Selbsterlebte Priorität zu geben: „In meiner kleinen überschaubaren Welt funktioniert es", ist die Erfahrung von Christian Nürnberger.

Im Rahmen der Diskussion wurde betont, wie wichtig es sei, dass die Bürger sich nicht nur als Wähler, sondern aktiv in Gesellschaft und Politik engagieren. Nur 2 % der Bürger seien Mitglieder in politischen Parteien, "98 % stehen maulend daneben“, beklagte er sich und er sieht die Chance, durch Eintritt in die Parteien, diese positiv zu verändern.

In ihrem Schlusswort betonte die Ortsvereinsvorsitzende Inge Jabs, dass der Einstieg in die Politik in der Kommune am einfachsten sei. Hier könne man viel für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort tun. Sie erinnerte an den Bürgerentscheid „Ja zum Wald“, bei dem die Bürger mit Hilfe des Einsatzes von BN, Grünen und SPD entschieden hatten, was mit dem Wald an der Moserbrücke passiert. Sie bedankte sich bei Christian Nürnberger für seinen engagierten Vortrag und hoffte ihn nicht zum letzten Mal in Feuchts begrüßen zu dürfen.

Lothar Trapp

Teilen