Einsetzen für andere und gemeinsam handeln

Marcel Schneider und Lisa Huber

17. Oktober 2015

Marcel Schneider auf dem Roten Sofa

Der Benefizgala-Organisator und prominente Friseur Marcel Schneider stellte sich den Fragen auf dem Roten Sofa der SPD Feucht. Ein Grund für seine Einladung waren sein Eintritt in die SPD und sein Wille sich dort politisch zu engagieren. Er will sich für benachteiligte Kinder in schwierigen Lebenslagen und auch für die ältere Generation einsetzen. Dem Handwerk und dem Mittelstand will er wieder mehr Gewicht in der SPD verschaffen, da er dort die wichtigsten Faktoren für Arbeitsplätze und gesunde Staatsfinanzen sieht.

Begrüßung durch Inge Jabs

In ihrer Begrüßung reihte die Ortsvereinsvorsitzende Inge Jabs den Gast Marcel Schneider in eine Folge prominenter Gäste, beginnend 2010 mit dem SPD Landesvorsitzenden Florian Pronold, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag Markus Rinderspacher, der Generalsekretärin der BayernSPD Natascha Kohnen, dem damals frisch gewählten Landtagsabgeordneten Arif Tasdelen aus Nürnberg und dem Nürnberger Bürgermeister Christian Vogel.

Ein Pressebericht im März machte Inge Jabs hellhörig. Marcel Schneider, der sich vom Opernball-Friseur zum Wohltäter für behinderte Kinder und Tiere entwickelte, ist in die SPD eingetreten und hat seine aktive Mitarbeit angekündigt. Seine Benefizveranstaltungen, inzwischen 39 an der Zahl und die 40. steht bereits im November vor der Tür, haben ihn bekannt gemacht. „Für mich war sofort klar, diesen Mann möchte ich in Feucht auf dem Roten Sofa haben. Und er hat sofort ja gesagt und wir sind sehr gespannt, was er für ein Mensch ist und was er vor hat“, bekannte Inge Jabs.

Persönliche Runde mit Lisa Huber

In der ersten Runde auf dem Roten Sofa befragte Lisa Huber, die am Tag zuvor ihren 25. Geburtstag feierte, Marcel Schneider zu seiner Person und seinem Werdegang.

Über eine Viertel Million Euro sind bei seinem Benefiz Veranstaltungen für die Lebenshilfe im Nürnberger Land und im Landkreis Roth, für das Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte, sowie für Tiere in Not zusammengekommen. „Dies sind Projekte, geführt von Menschen, mit denen ich mich identifizieren kann“, betonte er.

Den Begriff „Promi-Friseur“ höre er nicht gern, gestand er Lisa Huber, aber seine Tätigkeit als Friseur des Nürnberger Opernballs habe ihm sicher geholfen, Künstler für seine Benefizveranstaltungen zu gewinnen.

Auf seinen beruflichen Werdegang angesprochen, erzählte Marcel Schneider, dass er nach Lehre und Meisterschule jetzt seit 18 Jahren selbstständig sei. Ihm gehe es gut und es sei ihm wichtig, ein gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern zu haben. Der Mindestlohn sei bei ihm nie ein Thema gewesen, er bezahle weit über Mindestlohn und Tarif. „Friseur ist ein wunderbarer Beruf“, er ist handwerklich, kreativ und man kommt mit vielen Menschen zusammen und erfährt viel auch sehr persönlich, führte er aus.

Auch auf seine private Situation ging er ein. Mit 20 Jahren habe er sich als Homosexueller geoutet. Es sei anfangs schwierig gewesen und er sei oft diskriminiert geworden. Jetzt lebe er mit seinem Partner in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, die rechtlich und steuerlich einer Ehe weitgehend gleichgestellt ist. Auf die Frage nach seinem Lebensmotto hatte er eine ganz einfache Antwort: „Leben und leben lassen.“

Politische Runde mit Lothar Trapp

In der zweiten Runde zusammen mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Lothar Trapp legte Marcel Schneider eingangs dar, weshalb er in die SPD eingetreten ist und aktiv mitarbeiten will. Geprägt von seinem Elternhaus sei er zeit seines Lebens ein politisch denkender Mensch. Jetzt hätten ihn aktive, tatkräftige und tolle SPDler, u. a. sein Partner, der seit 38 Jahren Gemeinderat ist, zu der Mitgliedschaft inspiriert. Mit seinen Themen „soziale Gerechtigkeit“, „Wirtschaft“ und „Integration“ fühle er sich in der SPD am richtigen Ort.

Zur sozialen Gerechtigkeit gehört nach seiner Auffassung auch, dass sich ein Arbeitgeber um das Wohl seiner Arbeitnehmer kümmert. Verärgert zeigte er sich über die Wortwahl prominenter CSU-Politiker zu der Flüchtlings- und Asylproblematik und darüber dass das Wort „Gutmensch“ zu einem Schimpfwort gemacht werde. Er sieht in diesen Fragen eine Aufgabe, die Europa gemeinsam angehen müsse. Das Asylrecht und die Genfer Konvention dürfen auch in der momentan angespannten Situation nicht in Frage gestellt werden. Die Gemeinden und Landkreise sind finanziell zu entlasten und Ehrenamtliche mehr von staatlicher Seite zu unterstützen. Für ebenso wichtig hält er es jedoch, die sozialen Probleme und Aufgaben im eigenen Land nicht außer Acht zu lassen. Von den Flüchtlingen und Asylbewerbern erwartet er die Beachtung der bei uns geltenden Gesetze und Regeln, aber von der von Konservativen zum Maßstab erklärten sog. Leitkultur hält er nichts, weil sie zu verschwommen sei.

Zu dem geplanten Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten (TTIP) befragt, sieht er Vor- und Nachteile. Einerseits sei es wichtig in einer globalisierten Welt Handelshemmnisse abzubauen. Andererseits missfallen ihm die Kriterien der USA im Bereich Umweltschutz und in der Agrarwirtschaft. Außerdem lehnt er die Möglichkeit völlig ab, dass Investoren gegen Staaten klagen können, um ihnen missliebige Gesetze auszuhebeln und dass darüber private Schiedsgerichte entscheiden können sollen. Seine persönliche Schlussfolgerung: In einer Abstimmung würde er ein solches Abkommen ablehnen. Schließlich sprach er sich entschieden für ein aktive und selbstbewusste SPD und ebensolche Mitglieder aus.

Fragen aus dem Publikum mit Hannes Schönfelder

In der dritten Runde konnte das Publikum Fragen an Marcel Schneider stellen. Wie er denn Opernball-Friseur geworden sei, war die erste Frage. Die Antwort: Weil er vom bayerischen Staatstheater gefragt worden sei. Er mache dies gerne und hoffe, dass 2016 wieder ein Opernball stattfinden könne.

Wie man die kritische Einstellung der SPD-Basis zu TTIP den Entscheidungsträgern deutlich machen könne, beantwortete er mit der Feststellung, dass dazu Demonstrationen und direkte Kontakte mit Mandatsträgern nötig seien, auch um ein Gegengewicht zur Lobby der Industrie zu bilden.

Den Interessen des Handwerks will er wieder mehr Gewicht verleihen, auch in der SPD. Steuervereinfachung, eine Verschiebung der Steuerlast weg von der Arbeit hin zu Kapitalgewinnen und bürokratische Hemmnisse abbauen, sind seine Anliegen. Mit den jetzt ankommenden jungen Asylbewerbern sieht er gute Chancen, den aufkommenden Fachkräftemangel gerade im Handwerk zu vermindern.

„Die SPD kann Stadt, nicht Land“ ist seine Überzeugung. Um bei Wahlen besser abzuschneiden, sei es wichtig, die besten Kandidaten aufzustellen - egal, ob sie nun aus mitgliederstarken Städten oder vom Land mit weniger Einfluss kommen. “Wir müssen Kandidaten und Mandatsträger haben, die die Partei nach vorne bringen.“ Als Partei müssen wir alle Bevölkerungsschichten erreichen können. Allerdings ist blanker Populismus nicht die Art der SPD. Kräftige Aussagen und Schlagzeilen sind gut, wenn sie durch gute und verständliche Begründungen untermauert werden, rät er der SPD.

Auf dem Roten Sofa präsentierte sich Marcel Schneider offen, souverän und um keine Antwort verlegen. Dafür bekam er viel und oft spontanen Applaus. Zum Schluss dankte die Ortsvereinsvorsitzende Inge Jabs ihrem Gast für sein Kommen und seine Offenheit. „Ich bin mir sicher, dass Du Zuspruch bekommst“, prophezeite sie auch für sein politisches Engagement. Zu recht konnte Inge Jabs am Ende mit allen Beteiligten auf einen Abend mit viel Information und anregenden Diskussionen zurück blicken, den Bernie und Peter in schon gewohnter Weise musikalisch bereicherten. Alle, die nicht gekommen waren, haben etwas versäumt, war die allgemeine Stimmung im Saal.

Lothar Trapp

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