Die Ortsvereinsvorsitzende Inge Jabs und Friedemar Heinze von der AG 60 plus des Ortsvereins Feucht hatten Stephan Doll, den Regionsgeschäftsführer des DGB Mittelfranken, zum Thema Mindestlohn eingeladen. Passend zum Tag des Beschlusses den Mindestlohn ab 1.1.2017 von 8,50 € auf 8,84 € zu erhöhen, berichtete Stephan Doll über die Erfahrungen nach 1,5 Jahren Mindestlohn und seine Auswirkungen insbesondere auf Mittelfranken und den Landkreis Nürnberger Land.
Der Mindestlohn ist ein Erfolg, betonte Stephan Doll. Anfangs hätten CSU und einige Arbeitgeberverbände Horrorszenarien an die Wand gemalt und den „Untergang des Abendlandes“ beschworen, wie er drastisch formulierte und sie hätten prophezeit, dass es demnächst keinen frischen Spargel und Gemüse mehr gäbe, da die Erntehelfer nicht mehr zu bezahlen seien.
Vor Einführung des Mindestlohns verdiente Deutschland weit jeder fünfte Arbeitnehmer weniger als den Mindestlohn, in den neuen Bundesländern sogar jeder dritte.
In Mittelfranken verdienten ca. 180.000 Beschäftigte weniger als den Mindestlohn, im Landkreis Nürnberger Land fast 18.000. Das sind für Mittelfranken 22 % der Beschäftigten, bei Männern 15 %, bei Frauen 29 %. Die meisten werden durch den Mindestlohn besser gestellt, stellte Stephan Doll fest. Noch gibt es allerdings zu viele Ausnahmen.
Allerdings schützt ein Mindestlohn von 8,50 bzw. 8,84 € nicht vor Altersarmut, dazu wäre mindestens ein Lohn von 12 € nötig, betonte Stephan Doll.
Es gibt also noch viel zu tun, erläuterte der Gewerkschafter. Die unberechtigten Ausnahmen müssen so bald wie möglich aufgehoben werden. Die Kontrolle der Mindestlohns muss verstärkt werden, die dazu versprochenen zusätzlichen 1.700 Zollbeamten müssen endlich eingestellt werden. Ohne Kontrolle des Mindestlohns werden kriminelle Arbeitgeber versuchen, den Mindestlohn zu umgehen. Die Vergangenheit bestätigt das.
Der Mindestlohn ist aber nur ein Arbeitsfeld von vielen, wo Verbesserungen für die Beschäftigten nötig wären, betonte Stephan Doll. Die Informationsrechte und die Mitbestimmung der Betriebsräte bei Leiharbeit und Werkverträgen müssen erweitert werden, Befristungen ohne sachlichen Grund sollen verboten sein und gleicher Lohn für gleiche Arbeit muss eine Selbstverständlichkeit werden. Auch sollen Arbeitnehmer in Teilzeit leichter zu mehr Stunden oder zur Vollzeit zurückkehren können, wenn sie dies wollen.
Zum Abschluss dankten Inge Jabs und Friedemar Heinze dem Referenten mit einem guten Tropfen aus der Feuchter Partnergemeinde Leutschach an der Weinstraße.
Lothar Trapp